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14.11.2012 | 19:39 Uhr
Schlenkernder Sattelschlepper begrub meinen „Fridolin“
Nicht postgelb, sondern blau: der VW Fridolin von Sabine Heeling aus dem Jahr 1981.

„Fridolin”, das knuddelige Postauto der 60er- und 70er-Jahre: Auf einer Postversteigerung für ausgediente Firmenfahrzeuge wurde das knall gelbe Ungetüm 1981 angeboten. Typ 147, Achse, Motor und Getriebe vom VW Käfer mit 1200 Kubikzentimeter Hubraum, 34 PS. Den unglaubliche Kastenwagen bauten wir zum Wohnmobil für uns Studenten um.

Standheizung war ein Muss, genauso wie ein Aufstelldach von einem alten Linienbus für eine perfekte gut durchlüftete Nachtruhe nach einem Festival. Wo früher Pakete und Päckchen transportiert wurden, ließen nun zwei Scheiben vom Schrottplatz im Heck den Blick auf eine variable Bank mit selbstgenähten Sitzpolstern in Streifendekor und passenden Gardinen zu. Viele Stunden Schweißarbeit retteten Fridolin vorerst vor dem Schrottplatz. Nun musste nur noch der gesamte Kleinbus lackiert werden – eigentlich viel zu teuer für einen Studenten. Aber mit einer Portion handwerklichem Geschick einer Lackrolle, Grundierung und einem Topf mit hammerschlagblauer Farbe war nach mehreren Arbeitsgängen ein passables Ergebnis erzielt. Am 31. Dezember 1982 verwandelte sich dieser lebensfrohe Fridolin in eine Hochzeitskutsche. Ohne zu mucken fuhr er uns zum Standesamt und später weiter in die Flitterwochen zum Skilaufen nach Österreich. Doch seine neue Lebensuhr war schneller abgelaufen als wir uns das vorgestellt hatten. Nur ein Jahr später fuhr dort, wo wir Fridolin geparkt hatten, ein Sattelschlepper bei Nacht und Nebel die Hauptstraße viel zu schnell entlang. Eine kleiner Schlenker um eine Verkehrsinsel brachte den Anhänger ins Schleudern und all die investierte Mühe in unseren Fridolin war in diesem Moment erloschen. Rien ne va plus! Nichts geht mehr! Nur noch der Abschleppwagen konnte Fridolin Huckepack zu seiner letzten „Ruhestätte”, dem Schrottplatz, bewegen.

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(Added: 2012/11/14, 22:55:51)